Wer ist Johann Martin?

Wer ist Johann Martin?

Geboren und aufgewachsen in der ehemaligen Sowjetunion (heute Republik Kasachstan) hat sich Johann Martin seit seiner Jugend über viele Jahre mit dem Thema Kraftsport befasst und diesen schließlich zum Beruf gemacht.

Der junge Johann Martin bei einer Kettlebellübung in der Armee.

Als einer von wenigen hat Johann Martin zwei Geburtstage. Das offizielle Geburtsdatum lautet 20. November 1947 – die tatsächlich Geburt jedoch war fast vier Monate vorher – am 5. August 1947. Die Eltern von Johann Martin lebten zu diesem Zeitpunkt in einem Spezsowchos zusammen mit vielen deutschstämmigen Bewohnern. Sowchose waren damals landwirtschaftliche Großbetriebe in denen die russische Bevölkerung gearbeitet hat. Spezsowchose waren spezielle Sowchosen, in denen nicht russischstämmige Völker gearbeitet haben. Diese Sowchose standen aufgrund des gerade beendeten zweiten Weltkrieges unter ständiger sowjetischer Beobachtung und es gab auch immer reichlich zu tun.

Auch die Eltern von Johann Martin mussten viel arbeiten, weswegen sie nicht in der Lage waren seine Geburt direkt im 100 km entfernten Standesamt anzumelden. Erst im November, als die landwirtschaftliche Arbeit abnahm, eröffnete sich ein Zeitfenster. Da für eine verspätete Anmeldung jedoch eine Strafe drohte, wurde das Geburtsdatum von Johann Martin leicht nach hinten verlegt.

Im Alter von sieben Jahren (offiziell fast sieben) erfolgte zum 1. September 1954 die Einschulung. Im Jahr 1957 siedelte Familie Martin in das kleine Dorf Pavlovka um, wo auch der Großvater von Johann Martin lebte. Ein neues Gesetz welches 1956 erlassen wurde gab den abgeschottet lebenden Deutschen endlich die Möglichkeit ihre Spezsowchosen zu verlassen.

Die Schule in Pavlovka besuchte Johann Martin ab der vierten Klasse. Von zehn möglichen Schulklassen absolvierte er jedoch nur acht, was für die damals größtenteils in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung eher die Regel statt die Ausnahme war. Im Anschluss an den Austritt aus der Schule im Jahr 1962 beschäftigte sich Johann Martin mit Aushilfsarbeiten in der Sowchose.

Ausbildung und Studium

Die Muskeln des jungen Johann Martin

Nach einem Jahr Aushilfsarbeiten wurde es auch für Johann Martin Pflicht etwas handfestes zu erlernen, denn das Erlernen von für die Gemeinschaft nützlichen Berufen war neben dem Wehrdienst Pflicht für jeden jungen Mann der in der vom Kommunismus geprägten Sowjetunion lebte. Als Schlosserlehrling in der bereits bekannten Sowchose besuchte Johann Martin unter anderem auch eine Fachschule für Mechanisierung, in der er sich die Fähigkeit aneignete viele Aufgaben rund um Mechanik selbstständig lösen zu können.

Im Anschluss an seine Ausbildung zum Schlosser leistete Johann Martin über drei Jahr seinen Wehrdienst in der Armee ab. Durch seine Arbeit in der Sowchose war er mit der Bedienung von Raupenfahrzeugen vertraut, weswegen seine Hauptaufgabe in der Armee das Panzerfahren war. Dem Kraftsport blieb der junge Johann Martin während der gesamten Armeezeit dennoch treu, denn sein Ziel war ein Sportstudium an der Kasachischen Sporthochschule.

Nach dem erfolgreichen Beenden des Wehrdienstes war Johann Martin zwei Jahre lang als Schlosser berufstätig. Diese Zeit nutze er um seinen Schulabschluss in einer Abendschule nachzuholen. Erst mit erfolgreichem Abschluss der neunten und zehnten Schulklassen konnte er sich 1971 in der Kasachischen Sporthochschule einschreiben lassen. Die Leistungen von Johann Martin waren dabei gut genug um ihn nach nur einem Jahr parallel zum Studium für drei Jahre als Sportlehrer beschäftigen zu können in der Taranowskij Bezirksabteilung für Volksbildung. Sein Studium schloss Johann Martin mit einem Diplom ab (Dimplomsportlehrer), welcher in Deutschland offiziell anerkannt wurde.

Erste Tätigkeit als Trainer

Der wirkliche Durchbruch folgte 1977, als Johann Martin als Trainer für Schwerathletik an einer Jugendsportschule eingestellt wurde. Hier hatte er die Möglichkeit Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Umgang mit der Langhantel und der Kettlebell (Kugelhantel) näher zu bringen. Die Kettlebell war zu diesem Zeitpunkt ein sehr populäres Trainingsgerät, denn die schwere Kugel mit Griff war in nahezu jedem Haushalt anzutreffen. Der korrekte Umgang mit ihr war hingegen nur wenig verbreitet.

Im Jahr 1981 zog Johann Martin in eine größere Stadt, in der er jedoch nicht von Anfang als Trainer arbeiten konnte. Als Überbrückung arbeitete er vorerst im Ziegelwerk des Kombinats für Stahlbetonkonstruktion. Seine Liebe zur Langhantel und Kettlebell wurde dadurch jedoch nicht gestört, denn später ging er auch hier seiner Tätigkeit als Trainer und Sportlehrer nach.

Drei Jahre später schließlich wurde die Leitung des Kombinats auf seine Tätigkeiten im Bereich der Schwerathletik aufmerksam und Johann Martin wurde als Trainer und Sportlehrer beim Gewerkschaftskomitee eingestellt. Seiner Tätigkeit als Schlosser musste er ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nachgehen, denn ab 1987 startete seine Sportlehrerkarriere richtig durch. Der Sportverband des Gebietes Kustanaj stellte den Mann der in jeder Stadt in der als Sportlehrer tätig war mindestens ein Zentrum für Schwerathletik errichtet hatte als Sportlehrer für Schwerathletik ein.

Johann Martin als Trainer

Ab 1987 beschäftigte sich Johann Martin hauptberuflicht mit Langhantel und Kettlebell. Im Jahr 1988 wurde er hoch offiziell zum Sportlehrer für den Kettlebell-Sport ernannt. Zwar hatte sich Johann Martin schon seit vielen Jahren als Trainer für Kettlebell einen guten Namen in seiner Heimat gemacht – der offizielle Titel jedoch gleichte einem Ritterschlag und war eine angemessene Belohnung für langjährige harte Arbeit.

Ein Jahr vor seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland war Johann Martin Direktor des Gesundsheitszentrums der Firma “Kontinent-Techno”. Hier kümmerte er sich in leitender Position um die Gesundheit der Beschäftigten, genau wie er es einst 1984 im Kombinat für Stahlbetonkonstruktion gemacht hatte.

Neues Leben in Deutschland

Im Frühling 1993 schließlich begann für Johann Martin ein gänzlich neues Kapitel. Bei der Übersiedlung nach Deutschland blieben Freunde, Verwandte und der bis dahin hart erarbeitete Ruhm zurück. Nur der Kraftsport war in der Lage zusammen mit Johann Martin umzusiedeln in ein bis dato unbekanntes Land.

Johann Martin und Sandra Völker

Die Erfahrung mit Maschinen wurde nach der Übersiedlung für eineinhalb Jahre nicht gefordert, eine Anstellung in einem deutschen Unternehmen war aufgrund der mangelden Sprachkenntnisse ein schwieriges Unterfangen. Der Sport hingegen brauchte keine Sprache und so arbeitete Johann Martin in dieser Zeit ehrenamtlich als Gewichthebetrainer mit Jugendlichen, die er sprichwörtlich von der Straße in die Sporthalle holte. Er entdeckte dabei viele Talente und schloss Freundschaften mit seinen Schützlingen, Freundschaften die größtenteils bis zum heutigen Tag angehalten haben.

Im Sommer 1995 fand Johann Martin schließlich eine Arbeitsstelle bei der Samara GmbH in Hamburg. Trotz der Vollzeitstelle blieb er den Jugendlichen treu und brachte ihnen auch nach Feierabend den Umgang mit Langhantel und Kettlebell bei. In dieser Zeit führte Johann Martin als Trainer des BKSV Hamburg e.V. (Bramfelder Kraftsportverein) den Verein mit seinen jungen Talenten drei Mal nacheinander bei der deutschen Jugendmeisterschaft im Gewichtheben auf den ersten Platz. 1998 erreichten die jungen Athleten von Johann Martin den ersten Platz mit erstaunlichen 265 Punkten und verwiesen mit einem Abstand von 101 Punkten den AC Suhl auf den zweiten Platz, dicht gefolgt von den anderen Vereinen.

Diese erstaunliche Leistung (wohlgemerkt ohne Doping!) lenkte die gesamte Aufmerksamkeit der Kraftsportwelt in Deutschland auf den erfolgreichen Trainer und brachte Johann Martin die Anstellung als Landestrainer beim BKSV Hamburg e.V. ein. Die mehrfache Schwimmweltmeisterin Sandra Völker wurde in dieser Zeit im Bereich Gewichtheben von Johann Martin betreut, während er parallel an den jungen und ungeschliffenen Gewichtheberdiamanten der Zukunft gearbeitet hatte.

Im Jahr 2006 entschloss sich Johann Martin für die Selbständigkeit als Trainer für Gewichtheben und Kettlebell. Diese nicht einfache Entscheidung gab ihm im Nachhinein betrachtet viele Freiheiten, die er so vorher nicht hatte. Seine ehemaligen Schützlinge mit denen er für den BKSV viele Titel geholt hatte waren nun erwachsen und einflussreich. Sie gaben ihm die Möglichkeit Projekte zu verwirklichen, an die man vorher nicht mal ansatzweise hätte denken können.

Gründung des Athletenclub Hamburg e.V.

Im Oktober 2009 gründete Johann Martin den Athletenclub Hamburg e.V., einen Verein der sich strikt mit dem Krafttraining durch Gewichtheben, Kettlebell und Leichtathletik beschäftigt. Hier betreut Johann Martin aktuell viele Jugendliche, die den Kraftsport als Ausgleich nutzen oder aber als Ergänzung zu ihren Hauptsportarten wie American Football, Rugby, Hammerwerfen und sogar Tennis. Mit Hilfe von dieser Jungs und Mädels hat Johann Martin bereits mehrere Kettlebellmeisterschaften in Deutschland nach Regeln der IUKL veranstaltet sowie auch an Meisterschaften außerhalb von Deutschland erfolgreich teilgenommen.

Johann Martin trainiert Jugendliche mit Kettlebell

Das aktuelle Projekt – die Johann Martin Akademie – erblickte das Licht der Welt Mitte 2011. Dieses Projekt stellt den ultimativen Traum von Johann Martin dar, den er sich nach viele Jahren der harten Arbeit endlich erfüllt hat.

Im Jahr 2014 veröffentlichte Johann Martin ein das umfangreich bebilderte Gewichtheben und Kettlebell: Ein Lehrbuch in 1178 Bildern sowie ergänzende DVDs mit unterschiedlichen Übungen die man mit der Kettlebell und der Langhantel durchführen kann. Das Lehrbuch und die DVDs sind heute fester Bestandteil der Seminare, die von der Johann Martin Akademie veranstaltet werden.

Während der Gründungsjahre hat Johann Martin an der Verbesserung der Kettlebell gearbeitet und in einem Zeitraum von drei Jahren viele unterschiedliche Prototypen gefertigt, die eine bessere Ergonomie aufwiesen als die zu dieser Zeit übliche komplett runde “Girevoy” Wettkampfkettlebell. Das finale Produkt, die Martin Kettlebell erblickte im Jahr 2016 das Licht der Welt.

Johann Martin mit seiner Martin Kettlebell, dem Lehrbuch und den DVDs

Tabelarischer Lebenslauf

5. August 1947

Geboren und aufgewachsen in einfachen Verhältnissen Dshanuspai, in der heutigen Republik Kasachstan (ehemalige Sowjetunion). Johann Martin lebte mit seinen Eltern in einer abgeschotteten Spezsowchose, die unter strenger sowjetischer Beobachtung stand. Erste Beschäftigung mit Kraftsport im Alter von 13 Jahren.

20. November 1947

Offizieller Geburtstag von Johann Martin. Dieses Datum wurde den Behörden in der Sowjetunion mitgeteilt um Strafzahlungen zu umgehen. Für die Eltern von Johann Martin war es aufgrund von hohem Arbeitsaufkommen nicht möglich direkt nach der Geburt im August zum 100 km entfernten Standesamt zu fahren um die Geburt einzutragen.

1. September 1954

Einschulung in die erste Klasse. Erfolgreicher Abschluss von acht Klassen. Austritt aus der Schule im Sommer 1962, anschließend Aushilfsarbeit in der Sowchose.

Juni 1957

Umsiedlung in das kleine Dorf Pavlovka, Heimatort von Johann Martins Vater und Großvater.

September 1963 bis August 1965

Ausbildung zum Schlosser in der Sowchose namens Watchasow des Bezirks Taranowskij sowie in der Nikolaewskij Fachschule für Mechanisierung.

August 1965 bis Oktober 1966

Arbeit als Schlosser in der genannten Sowchose. Außerdem Arbeit als Mähdrescherfahrer und Elektriker.

Oktober 1966 bis Juni 1969

Einberufung in die Armee und Ausübung von drei Jahren Wehrdienst als Panzerfahrer.

Juli 1969 bis Juni 1971

Rückkehr zur Sowchose namens Watschasow als Traktor- und Landmaschinenfahrer sowie Maschinist einer Straßenwalze in der Straßenbauverwaltung Nr. 50. Paralleler Besuch einer Abendschule mit erfolgreichem Abschluss der neunten und zehnten Schulklasse.

August 1971 bis August 1975

Immatrikulation an der Kasachischen Sporthochschule. Ab August 1972 bis Ende des Studiums Sportlehrer in der Taranowskij Bezirksabteilung für Volksbildung. Abschluss mit Diplom als Diplomsportlehrer.

August 1975 bis Juni 1977

Reparaturschlosser der 5. Qualifikationsgruppe in der Lisakowskij Fabrik des Bergbauaufbereitungskombinats.

Juni 1977 bis Dezember 1980

Trainer für Schwerathletik an einer Jugendsportschule in Lisakowsk.

Januar 1981 bis April 1981

Sportlehrer an der Lisakowskij technischen Berufsschule Nr. 178.

Mai 1981 bis Februar 1984

Berufliche Versetzung zum Ziegelwerk des Kombinats für Stahlbetonkonstruktion. Beschäftigung als Schlosser. Beschäftigung als Sportlehrer und Trainer in diesem Zeitraum in Eigeninitiative.

Februar 1984 bis August 1987

Beförderung zum Trainer und Sportlehrer beim Gewerkschaftskomitee des Kombinats für Stahlbetonkonstruktion. Betreuung der werkseigenen Schwerathletikmannschaft (alles Beschäftige des Kombinats).

August 1987

Beschäftigung als Trainer und Sportlehrer beim Sportverband des Gebietes Kustanaj.

Dezember 1987 bis März 1988

Parallele Beschäftigung als Trainer und Sportlehrer beim Sportclub des Gewerkschaftsbundes.

März 1988 bis November 1992

Offizielle Ernennung zum Trainer und Sportlehrer für den Kugelhantel-Sport (auch bekannt als Kettlebell- oder Giri-Sport) und Athletik.

November 1992 bis April 1993

Direktor des Gesundsheitszentrums der Firma “Kontinent-Techno”.

April 1993

Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland.

Januar 1994 bis Juli 1995

Arbeitssuchend. Ehrenamtliche Beschäftigung als Trainer für Gewichtheben beim BKSV in Hamburg.

Juli 1995 bis Juli 1998

Technischer Mitarbeiter bei der “Samara GmbH” in Hamburg, parallel weiterhin ehrenamtliche Beschäftigung als Trainer beim BKSV. Zahlreiche gewonnene Meisterschaften und viel Anerkennung von der Öffentlichkeit.

ab Februar 1999

Anstellung als Landestrainer für Gewichtheben beim BKSV Hamburg e.V. Realisiation diverser Projekte für und mit Jugendlichen.

ab 2006

Entschluss für die Selbstständigkeit als Trainer für Gewichtheben und Kettlebell.

13. Oktober 2009

Gründung des Athletenclub Hamburg e.V. mit Johann Martin als Präsident.

Mitte 2011

Gründung der Johann Martin Akademie. Parallel weiterhin Beschäftigung mit Jugendlichen.